Eines Freitagnachmittags ging Nasrudin ins Hamam. Er war ärmlich gekleidet, und so schenkte ihm das Badepersonal wenig Aufmerksamkeit. Sie massierten ihn kurz und recht flüchtig, er erhielt nur ein abgegriffenes Stück Seife und ein abgewetztes Badetuch.
Beim Gehen liest Nasrudin jedem der beiden Männer ein Goldstück in die Hand gleiten. Das verstanden sie nun gar nicht – nicht einmal beschwert hat er sich!
Er war schon lange fort, da diskutierten sie noch immer über ihn: Was, wenn sie ihn nur besser behandelt hätten, hätte er ihnen dann nicht möglicherweise ein noch größeres Trinkgeld zukommen lassen?
Der nächste Freitagnachmittag kam, und wieder ging der Mullah ins Hamam. Diesmal wurde er aufs Zuvorkommendste und mit großer Hochachtung behandelt. Bei der Massage knetete und walkte ihn das Badepersonal hingebungsvoll, und danach parfümierten sie ihn mit dem kostbarsten Salben, die für die Mitglieder des königlichen Hofstaates reserviert waren.
Beim Verlassen des Bades händigte Nasrudin den beiden jeweils die aller winzigste Kupfermünze aus. Erhobenen Hauptes schritt er hinaus auf die Straße und sagte: “Dies – ist für letztes Mal… und die Goldstücke neulich – die waren für dieses Mal!”
Mullah Nasrudin